Die DDR in Niedersachsen

Im Rahmen ihrer Kulturtage ist die Bundestagsabgeordnete Hiltrud Lotze seit dem Wochenende in Lüneburg und Lüchow-Dannenberg unterwegs. Zu Besuch war sie auch in Amt Neuhaus. Historisch zum Kurfürstentum Hannover gehörend, übergaben die Briten die Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg der Sowjetischen Besatzungszone – Amt Neuhaus wurde damit ein Teil der späteren DDR und lag direkt an der Elbgrenze zum Westen.

Hiltrud Lotze Und Carsten Junge Grenzanlage
Hiltrud Lotze und Carsten Junge an der Grenzanlage

Nach der Wende wurde Amt Neuhaus per Staatsvertrag im Juni 1993 wieder niedersächsisch.

„Amt Neuhaus ist die einzige westdeutsche Gemeinde mit Vergangenheit in der ehemaligen DDR. Für die Aufarbeitung der DDR-Geschichte und die weitere Verknüpfung zwischen Ost und West ist die Gemeinde ein einmaliger Ort“, sagt die Abgeordnete. Gemeinsam mit Karin Toben besichtigte sie die Gedenkpyramide zur Erinnerung an die Zwangsaussiedlung in Vockfey. Auf Initiative der Journalistin und Buchautorin erinnert diese seit dem 3. Oktober 2006 an das Schicksal der 284 Menschen, die während der Aktionen „Ungeziefer“ 1952 und „Kornblume“ 1961 vom SED-Regime aus Amt Neuhaus zwangsausgesiedelt wurden. Die Pyramide ist aus dem Bauschutt der Bauernhäuser und Stallungen gebaut, die einst von den Zwangsausgesiedelten bewohnt und genutzt wurden. „Dieser Teil der DDR-Geschichte ist vielen Menschen unbekannt. Es ist unsere Aufgabe, das zu ändern und an das Schicksal der ausgesiedelten Menschen zu erinnern“, sagt Hiltrud Lotze.

Mit Carsten Junge von der Sparkassenstiftung Lüneburg besichtigte Hiltrud Lotze anschließend den noch erhaltenen Grenzzaun und einen ehemaligen Wachturm an der Elbe. „Hier wird Geschichte erlebbar und leicht zugänglich gemacht. Überlegungen der Stiftung, diesen Ort als grenzhistorischen Informationspunkt direkt am Elberadweg weiter auszubauen, unterstütze ich deswegen gerne“, sagt die Abgeordnete. Zum Schluss ihres Besuchs war Hiltrud Lotze im Marschhufendorf Konau. Der Verein Konau 11 Natur kümmert sich von hier aus um den Erhalt der Obstbaumalleen der Gemeinde. Im Hof Nummer 11 hat der Verein seinen Sitz. Dort gibt es auch ein Café und einen Hofladen mit regionalen Produkten der Arche-Region in der niedersächsischen Elbtalaue.

„Amt Neuhaus steht heute vor vielen Herausforderungen, zum Beispiel hoher Arbeitslosigkeit und einer immer älter werdenden Bevölkerung. Kulturprojekte wie Konau 11 und Denkmäler wie die Gedenkstädte zur Erinnerung an Zwangsaussiedlung helfen bei der Aufarbeitung und sind gleichzeitig interessant für Touristen und damit auch ein Wirtschaftsfaktor. Bei meinem Besuch wurde mir berichtet, dass verstärkt auch wieder junge Familien hierher ziehen. Auch das werte ich als ein sehr gutes Zeichen für die Zukunft dieser schönen Gemeinde“, sagt die Abgeordnete.